Die Geschichte des EC Oberstdorf

Zählte zu den Gründungsmitgliedern des ECO: Hermann Schallhammer, Kurdirektor und Bürgermeister Oberstdorfs, der im hohen Alter noch aktiv auf dem Eis war.

Wenn in Oberstdorf vom Wintersport gesprochen wird, denken die meisten in erster Linie an den Skisport. Er war es auch, der zunächst auf Grunde der guten geographischen Verhältnisse für die sportliche Betätigung während der kalten Jahreszeit schuf. Das war Ende des vorletzten, des letzten und des jetzigen Jahrhunderts der Fall. Der Skiclub wurde 1906 gegründet. Aber auch auf dem Eis tummelten sich schon Einheimische und Gäste, vor allem auf dem Moorweiher, wo hauptsächlich Eisstockschießen betrieben wurde und nur wenige mit Schlittschuhen über die landschaftlich herrlich gelegene Eisfläche glitten. Das Interesse für den Eissport nahm immer mehr zu und so beschlossen einige begeisterte Fans die Gründung eines Eissportclubs, "um zumindest, die Leistungen der Amateure zu verbessern und vor allem die Jugend an diese schöne Sportart mehr als zuvor heranzuführen".

Nach einem 10:0 Sieg am Neujahrstag 1941 stellte sich die ECO-Eishockey-Mannschaft auf dem Eis des Tennisplatzes dem Fotografen.
Norbert Schramm

Die Gründung des ECO erfolgte schließlich am 4. November 1924, abends um 20.30 Uhr im Hotel "Löwen". Da der Moorweiher doch zu weit entfernt war, um werbewirksam genug zu sein, ging das Bestreben des neuen Clubs dahin, möglichst im Ort eine Eisfläche zu erhalten. Nach Verhandlungen mit dem Kur- und Verkehrsverein fand der Eissport auf dem sogenannten "Linden-Acker", dem heutigen Kurpark, eine neue Heimat. Die Verantwortlichen aktivierten zunächst den Eiskunstlauf und verpflichteten den Münchner Eislauflehrer Hartung. Dieser bekam das Eis für den Unterricht zur Verfügung gestellt und mußte sich verpflichten, täglich fünf Minuten lang ein "Einmann-Schaulaufen" zu veranstalten, um die Zuschauer auf den Eislauf-Geschmack zu bringen.

Holte den ersten Deutschen Eiskunstlauftitel nach Oberstdorf, Sepp Schönmetzler, zweimaliger Deutscher Meister

1926 stieg im Kurgarten das erste Oberstdorfer Eisfest. Prominente Künstler aus Deutschland und der Schweiz boten ausgezeichnete Darbietungen. Recht bald hatte sich auch eine Eishockeyabteilung etabliert, die teilweise auf dem Freibergsee ihrem Sport nachging. Eishockey wurde aus Spaß an der Freude betrieben, allerdings in erster Linie von etwas älteren Spielern. Das Durchschnittsalter betrug 33 Jahre, den Siegen lief man verständlicherweise ständig hinterher. Die Eishockeyabteilung löste sich bald vom Eissport-Club, gründete kurzfristig einen eigenen Verein, schloß sich dann dem Fussballclub an, da die meisten "sowieso im Sommer immer Fussball spielten". 1929 wurden die Tennisplätze an der Fuggerstrasse während der Winterzeit für den Eisbetrieb zugänglich gemacht. Hier fanden Eisstockschützen und Eiskunstläufer eine neue Heimat, die zurückgekehrten Eishockeyspieler forcierten ihren Spielbetrieb.

Bau des Eisstadions 1958

Einer der Höhepunkte war 1935 das Deutsche Verbandkunstlaufen, die für ein Jahr später vorgesehenen Deutsche Eiskunstlaufmeisterschaften mussten wegen schlechter Witterungsverhältnisse abgesagt werden. Es wurde dann etwas ruhiger um den Oberstdorfer Eissport, der Krieg trug seinen Teil dazu bei. Nach dem zweiten Weltkrieg waren es zunächst die Eishockeyspieler, die den Namen Oberstdorf wieder bekanntmachten und zahlreiche Zuschauer zu ihren Spielen auf den zum Eishockeyfeld umgewandelten Tennisplatz lockten. Aber auch Eisstockschützen und Eiskunstläufer traten wieder in Aktion. Nach dem Besuch bei den Olympischen Winterspielen 1956 in Cortina d'Ampezzo reifte bei einigen Oberstdorfern der Entschluss, in Oberstdorf selbst ein Eisstadion mit Sommer- und Winterbetrieb zu bauen. Der damalige Kurdirektor und ECO-Vorsitzende Fritz Geiger war dabei der Hauptinitiator.

Blick auf das offene Stadion 1958/59

Unter schwierigen Bedingungen, auch finanzieller Art wurde ein Stadion erstellt, das am 10. Dezember 1958 mit einem Eishockeyspiel vor 2000 Zuschauern zwischen dem amtierenden deutsche Meister EV Füssen und dem polnischen Titelträger Legia Warschau eröffnet wurde. Die offizielle Einweihung fand im Rahmen eines Schaulaufens vor 3000 Zuschauern dann am 29.Dezember statt. Es war das erste deutsche vereinseigene Stadion mit Sommer- und Winterbetrieb und wurde vom Präsidenten des Deutschen Eissport-Verbandes (DEV), Herbert Kunze, zum Trainingszentrum für die Olympischen Spiele 1960 ernannt. Etwas später wurde die Stadion GmbH mit den Trägern Gemeinde und ECO gegründet. Die zu damaliger Zeit noch offene Eisarena erfüllte sich mit Leben. Von überall her kamen die Kunstläufer zum Sommertraining, die Eishockeymannschaften wollten hier trainieren und spielen. Da die Sonneneinstrahlung das Eis, trotz gegenteiliger Zusicherung der die Maschinenen liefernden Firmen, doch zu schmelzen begann, wurde zum Sommertraining 1959/60 ein Zelt über die Fläche gespannt, das teilweise von Pfosten die auf dem Eis standen, gestützt werden mußten. 1961wurde die Eisfläche dann überdacht, das im Rohbau erstellte Hotel mit Restaurant 1962 ausgebaut und mit Funktionsräumen versehen. Der ECO stellte die Eisfläche in großzügiger Weise zur Verfügung. Die Elite trainierte hier und schuf die Voraussetzungen für große Erfolge auf dem internationalen Eisparkett.

Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler , Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen

Vor allem das deutsche Traumpaar Marika Kilius/ Hans-Jürgen Bäumler, war mit Trainer Erich Zeller, der später teilweise nach Oberstdorf übergesiedelt war, ständig zum Training auf dem Oberstdorfer Eis. Aber auch andere nationale und internationale Spitzenkräfte gaben sich beim ECO die Ehre, bei großen internationalen Schaulauf-Veranstaltungen sahen zigstausende von Zuschauern die besten Kufenläufer der Welt, alle Olympiasierger und Weltmeister gaben sich in Oberstdorf ein Stelldichein. Mit Sepp Schönmetzler stellte der ECO 1962 seinen ersten deutschen Eiskunstlauf-Meister und Olympiateilnehmer 1964. Im Eishockey fanden viele große internationale Club-Begegnungen und auch Länderspiele statt, der ECO hatte mit seinem Team einen guten Ruf, spielte in der zweithöchsten Klasse und war zeitweise in einer Spielgemeinschaft mit dem EC Sonthofen sogar einmal Mitglied der höchsten deutschen Spielklasse. In Oberstdorf wurde Anfang der 60er Jahre der Curlingsport in Deutschland aus der Taufe gehoben, der nationale Verband hier gegründet. Der ECO wurde zu einer der tragenden Säulen des nationalen und internationalen Curlingsports.

Fritz Geiger der Initiator des Eisstadionbaus und spätere Präsident der DEU, der auch das Bundesleistungszentrum mit nach Oberstdorf holte

Eisstockschützen und vor allem Eisschnellläufer von nationaler Klasse trugen mit Erfolgen und deutschen Meistertiteln zum guten Ruf Oberstdorfs bei. Im Eistanz und Kunstlaufen fanden viele Kurse statt, die Oster- und Senioren-Wettbewerbe entwickelten sich so stark, das später die traditionelle Nebelhorn-Trophy daraus wurde. Das alles war mitentscheidend dafür, das nach vielen Jahren des Hin und Her, der nationale Verband, die Deutsche Eislauf-Union (DEU) beschloss, das "Bundesleistungszentrum für Eiskunstlauf" in Oberstdorf zu installieren. Mitentscheidenden Anteil hatte der ECO-Vorsitzende und Kurdirektor Fritz Geiger, der einige Jahre als Eishockey-Obmann im DEV fungierte, dann zunächst Schatzmeister und später Vorsitzender der DEU wurde. Noch einmal vergingen allerdings einige Jahre, ehe 1976 die Marktgemeinde mit tatkräftiger Unterstützung von Bürgermeister Eduard Geyer und dem Gemeinderat das "Sporthotel Eisstadion" erwarb und somit die Voraussetzungen für das Leistungszentrum schuf. Der Um- und Neubau des Stadions begann 1977/78 und die endgültige Fertigstellung des 26 Millionen Mark teuren Projektes mit drei Eishallen, erforderlichen Funktionsräumen und Internat war 1981. Als eine der schönsten und zweckmässigsten Eisarenen der Welt wird die Anlage bezeichnet. "Die Eishallen mit Leben zu erfüllen", war die Devise der Geldgeber ( Bund, Land, Landkreis Oberallgäu und Gemeinde). Und dieser Aufforderung kamen der ECO und auch die nationalen Fachverbände nach.

Curling Weltmeisterschaften 1994 in Oberstdorf, Eröffnungsfeier

Noch im Dezember 1981 fanden die Eiskunstlauf-Junioren-Weltmeisterschaften für 1982 statt, die nächsten standen im März 2000 an. Die nationale und auch teilweise internationale Kunstlauf- Elite trainierte hier, darunter auch das beste Eistanzpaar der Welt Jayne Torvill/ Christopher Dean. Die Nebelhorn- Trophy wurde fortgesetzt, intensiviert, und zum bedeutendsten Eiskunstlauf-Sommerwettbewerb der Welt. Zahlreiche bayerische und vor allem deutsche Eiskunstlauf-Meisterschaften fanden nach1961, 1964 und 1970, nun in den neuen Anlagen 1983, 1990, 1995, 1997 und 1999 statt, die Curlingspieler trafen sich in der Eisarena 1987 zu den Curling-Europameisterschaften, hier wurden 1992 die Junioren-Weltmeisterschaften und1994 die Welttitelkämpfe der Damen und Herren abgewickelt. Im Shorttrack wurde 1995 die deutsche Meisterschaft organisiert, der Europacup 1996 und die Europameisterschaft 1999 erfolgreich durchgeführt. Alles was auf dem Eis möglich ist, fand und findet im Eissportstadion eine Berücksichtigung. Der EC Oberstdorf ist, mit Hilfe und Unterstützung der nationalen und internationalen Verbände und des gemeindlichen Sportamtes, als hervorragender Organisator tätig. Aber auch der heimische Sport und vor allem der ECO haben viel profitiert. Hier schuf nach Sepp Schönmetzler auch Norbert Schramm die Voraussetzungen für seine Erfolge als Deutsche-, Europa- und Vizeweltmeister im Eiskunstlaufen, im Eistanz erkämpften sich Sylvia und Michael Fuchs die Spitze und zum nationalen Titelgewinn, die Curler errangen dank der großartigen Trainingsmöglichkeiten viele nationale und internationale Medaillen, wurden sogar Welt- und Europameister.
Im Jahre 2009 darf der ECO stolz auf 85 Jahre Erfolge im Eissport zurückschauen und richtet seinen Blick dynamisch in die Zukunft.
Der ECO schätzt sich glücklich und zufrieden, eine solch hervorragende Anlage als Trainings- und Wettkampfstätte benutzen zu dürfen.